Kantonsratskandidat Nico Siegrist im Gespräch

Nicola, Du engagierst Dich seit drei Jahren bei der JUSO, heute als Co-Präsident. Seit zwei Jahren bist Du auch SP-Mitglied. Was hat Dich bewegt, politisch aktiv zu werden?

 

Ich komme aus einem politischen Haushalt. Mein Vater engagiert sich in der Umweltpolitik, meine Grossmutter stand der PdA nahe, später war sie in der SP der Stadt Zürich aktiv. Im Vorfeld der letzten nationalen Wahlen 2015 stellte sich mir die Frage, ob ich den Jungen Grünen oder der JUSO betreten soll. Eine Reise mit meiner Grossmutter nach Kuba und eine Bekanntschaft dort mit einer Genossin der JUSO Glarus gab letztlich den Ausschlag, der JUSO beizutreten.

Du sprichst die nationalen Wahlen 2015 an. Gaben die damaligen Wahlkampfthemen für Dich den Anstoss einer Partei beizutreten?

 

Es sind zwei Ereignisse, die mich mobilisiert haben. Zum einen das Flüchtlingsdrama auf dem Mittelmeer und die dadurch ausgelöste humanitäre Gegenbewegung zur bürgerlichen «Das Boot ist voll»- Rhetorik des Wahlkampfs. Zum anderen machte mich der Entscheid der Zürcher Rektorenkonferenz kämpferisch, den Kantonsschülerinnen und -schülern die Teilnahme an der Demonstration gegen die Abbaumassnahmen der LÜ16 am Tag der Bildung zu verwehren.

Wenn es nichts mitzugestalten gibt, dann sollte die SP in die Opposition gehen

Welche politischen Themen wären Dir als Kantonsrat wichtig?

 

Die Grundmotivation für mein politisches Engagement ist die Machtungleichheit in der Welt, die ich an vielen Orten und Situationen wahrnehme und der ich politisch entgegentreten will. Konkret würde ich mich gerne in Bildungsfragen, Wirtschaft- und Finanzpolitik sowie im Ausbau der demokratischen Rechte für alle engagieren.

Du sprichst die Mehrheitsverhältnisse im Kantonsrat an. Was interessiert Dich denn an der Arbeit in einem Gremium, in dem die Linke eben doch praktisch nichts zu sagen hat?

 

Dies sind drei Dinge: Einmal interessieren mich im Kantonsrat die Informationen aus den Kommissionen und der Ratsbetrieb sowie der Einblick in die Geschäfte und die Politik der anderen Parteien. Dies sind die Grundlagen, um seine eigene Argumentation auf den Punkt zu bringen. Dann bietet der Kantonsrat ein Publikum, das die SP und die JUSO nutzen muss, um progressive Inhalte zu vermitteln. Letztlich erhoffe ich mir durch eine andere Politik der SP auch mehr Erfolg und Glaubwürdigkeit. Mit der Mobilisierung der Bevölkerung und dem richtigen Druck von aussen ist auch punktuell etwas für die Linke im Kantonsrat erreichbar.

Wie sollte denn die SP im Kanton anders politisieren?

Einerseits hat die SP den Vorteil, dass sie für die Menschen politisiert und nicht für anonyme juristische Gesellschaften oder Unternehmungen. Diesen Vorteil müssen wir vermehrt mit Basiskampagnen und einer guten Verankerung im Quartier stärken. Damit gewinnen wir Glaubwürdigkeit und Nähe zur Bevölkerung. Andererseits sollte sich die SP von der Idee lösen, mitgestalten zu müssen. Wenn es nichts mitzugestalten gibt, was sehr häufig der Fall ist, dann sollte die SP in die Opposition gehen und nicht verkorkste Kompromisse mittragen, die letztlich nur den Bürgerlichen nützen. Dies schadet der Glaubwürdigkeit der sozialdemokratischen Politik.

Die Fragen stellte Christoph Gut