Pflexit, in Wipkingen? Wie die Abwärtsspirale durchbrechen?

Yvonne Ribi konnte mit der Pflegeinitiative, als Kampagnenverantwortliche einen Riesenerfolg verbuchen. Jetzt möchte sie die Unterstützung, die Pflegende derzeit erhalten, auch im Quartier nutzen, um die Probleme zu lösen, die diese Branche plagen. Renata Grünefelder ist ebenfalls diplomierte Pflegefachfrau und möchte als Spitzenkandidatin aus dem Kreis 10 nach den Bisherigen im Kantonsrat die Weichen stellen, damit der Notstand in der Pflege endlich angegangen und gelöst wird. Mathias Egloff, Gemeinderat der SP10 hat die beiden getroffen und ist erschrocken ab den Missständen in der Pflege.
Zwei Frauen wehren sich für die Pflege: Die SP10 Mitglieder Renata Grünenfelder und Yvonne Ribi (Foto: Mathias Egloff)
Zwei Frauen wehren sich für die Pflege: Die SP10 Mitglieder Renata Grünenfelder und Yvonne Ribi (Foto: Mathias Egloff)

Ihr habt euch entschlossen, die Pflege zum Wahlkampfthema zu machen und auf die politische Agenda zu bringen. Was motiviert euch dazu?

 

Renata: Der Pflegeberuf ist der schönste Beruf der Welt. Wir sind für Meschen da, die sich in schwierigsten Lebenssituationen befinden. Das braucht neben Empathie ausreichend Zeit und Wis-sen. Der Kostendruck spart die Pflege kaputt und das auf dem Buckel der Patient:innen und der Pflegenden selbst. Das wollen wir ändern.

 

Wie steht es um die Pflege in Wipkingen?

 

Renata: Der Pflegemangel ist omnipräsent, in Spitälern, den Pflegeheimen und in der Spitex. Offene Stellen und Zeitmangel sind auch bei uns Realität. Mir ist es wichtig, dass die Menschen in unserem Quartier die Pflege erhalten, die sie brauchen und nicht eine Pflege, die gestresst und ausgebrannt von Patient zu Patient hetzt.

 

Ist Wipkingen ein typisches Beispiel oder eher ein Extrem?

Renata: Unser Quartier ist leider keine Ausnahme. Auch bei uns ist der Pflegenotstand dramatisch.

 

Welches sind die wichtigsten Dinge, die wir tun sollten?

Yvonne: Es braucht flächendeckende Sofortmassnahmen, um die Pflegenden im Beruf zu halten. Zu viele steigen zurzeit aus, ein richtiger Pflexit. Massnahmen von Städten oder einzelnen Betrieben sind gut, aber der Kanton ist in der Pflicht, damit alle Institutionen die Anstellungsbedingungen und die Personalsituation so verbessern können, dass eine gute und menschenwürdige Pflege möglich ist.

 

Alle sagen: die Gesundheit ist das Wichtigste. Warum hat
sie im Kantonsrat einen so geringen Stellenwert?

Yvonne: Es geht ums Geld und um den Wert der Care-Arbeit. Und es hat zu wenig Pflegende im Kantonsrat, die die dramatische Situation glaubhaft darstellen und Lösungen aufzeigen.

 

Welche Rolle kann die Stadt/das Stadtspital spielen, um
die Situation zu verbessern?

Renata: Als ich als Stationsleiterin im Stadtspital Waid arbeitete, wurde zu stark auf Kosten des Pflegepersonals gespart. Die Teams sind stark geschrumpft bei gleichbleibender Arbeitsbelastung. Dies führte zu zahlreichen Kündigungen von gut ausgebildetem Pflegepersonal. Die Lancierung des städtischen Projekts «Stärkung Pflege» ist grundsätzlich zu begrüssen und hat eine starke Innen- und Aussenwirkung. Aber Investitionen in die Pflege sollten unabhängig von der Trägerschaft getätigt werden. Denn auch nicht-städtische Pflegeinstitutionen brauchen Unterstützung. Deshalb ist der Kanton gefragt.