Migration gelingt, wenn Integration gelingt

Die SP10 lud zur Diskussion: Welche Anstrengungen sind von Politik und Gesellschaft für ein noch besseres Zusammenleben in der Stadt Zürich gefragt?

Ein paar Fakten zu Beginn: Ein knapper Drittel der städtischen Wohnbevölkerung sind Ausländer*innen. Jeder zehnte Mensch, der neu in die Schweiz kommt, zieht in unsere Stadt. In Zürich wohnen Menschen aus 170 Nationen. So unterschiedlich wie die Herkunftsländer und Sprachen sind auch die Hintergründe der Migration: von Alt-Migranten die seit 30 Jahren in Zürich leben, über gut ausgebildete Yuppies, zu Flüchtlingen und Sans-Papiers. Da ist es klar, dass es im Umgang mit Migration keine Einheitslösungen gibt.

Die SP10 lud zur Diskussion mit der Leitfrage: Welche Anstrengungen sind von Politik und Gesellschaft für ein noch besseres Zusammenleben in der Stadt Zürich gefragt? Im hochkarätigen Podium diskutierten Stadtrat und Sozialvorsteher Raphael Golta, Gemeinderatskandidat und Kursleiter „Deutsch und Integration“ Matthias Seewer, Katharina Morawek von der interdisziplinären Arbeitsgruppe für die Züri City Card und Erika Schilling, Juristin für Migrationsrecht bei der Beratungsstelle MIRSAH. Das Podium wurde von unserem Präsidenten und Gemeinderat Michael Kraft moderiert.

Grossandrang beim Podium im GZ Wipkingen unter dem Titel
Grossandrang beim Podium im GZ Wipkingen unter dem Titel "Destination Zürich"

Die Diskussion wird breit geführt, zwischen den vielen Facetten und Fragestellungen kristallisiert sich jedoch ein Angelpunkt heraus: Migration gelingt, wenn Integration gelingt. In Zürich arbeiten Stadt, NGOs und Zivilgesellschaft erfolgreich Hand in Hand um Integration zu ermöglichen, auch für jene Migrant*innen, die vor den grössten Herausforderungen stehen: Flüchtlinge mit unklarem Status, die weder Deutsch können noch eine Qualifikation für den Schweizer Arbeitsmarkt haben. Stadtrat Raphael Golta und Gemeinderatskandidat Matthias Seewer berichten aus erster Hand, wie Integration auch hier gelingen kann. Die Kurzantwort lautet: Die Motivation der Migrant*innen Deutsch zu lernen und einer Ausbildung nachzugehen ist gross, jedoch braucht es Zeit und Ressourcen. Letzteres ist oft ein Problem, insbesondere nach dem Volksentscheid im September 2017, der die kantonalen Mittel für Sozialhilfe und Integrationsmassnahmen für vorläufig aufgenommene Ausländer*innen gekürzt hat. Die Stadt versucht, die Lücke mit eigenen Mitteln zu schliessen – denn die Menschen sind hier, und viele bleiben trotz dem vorläufigen Status jahrelang in Zürich. Damit die Integration gelingt, nimmt die Stadt die Verantwortung wahr.

Es bleibt nicht die einzige Kritik in Richtung des Kantons: Erika Schilling berichtet vom schwierigen Umgang mit dem kantonalen Migrationsamt. Mit sehr strenger Auslegung des Migrationsrechts kommt es zu extremen Situationen, zum Beispiel Widerrufen von Bewilligungen und Ausweisungen nach 20 Jahren in der Schweiz. Beim Migrationsamt des Kantons Zürich seien Migrant*innen halt oft nur eine Nummer. Andere Kantonen zeigen, dass es nicht so sein muss.

Nicht einmal eine Nummer sind hingegen Sans-Papiers in der Schweiz. An die 20’000 Papierlose arbeiten und leben in Zürich ohne Zugang zu vielem, was unsere Gesellschaft ausmacht und somit faktisch auch ohne Chance auf Integration. Katharina Morawek erzählt, dass es auch hier Lösungen gibt. Sie setzt sich mit der interdisziplinären Arbeitsgruppe „Züri City Card“ für eine City-ID ein, die Papierlose innerhalb der Stadtgrenzen brauchen können, um sich auszuweisen, ein Handyabo zu lösen oder eine Wohnung zu bekommen. In Zürich noch eine Vision, ist die City-ID andernorts bereits Realität, zum Beispiel in New York.

Integration ist eine Herausforderung für jede Gesellschaft, die Migrantinnen und Migranten aufnimmt. Zürich, die offene Schweiz, nimmt die Herausforderung an.