Start with why

Die November-MV der SP10 fand für einmal jenseits der Limmat statt, zu Gast beim Impact Hub. Der Anlass stand unter dem Titel "So arbeitet Zürich morgen". Da ist dieser Ort prädestiniert, denn hier wird nicht nur über die Zukunft der Arbeit nachgedacht, sondern auch daran gebastelt.

Der Impact Hub ist der Zürcher Ableger eines globalen Netzwerks, das Start-Ups, Freelancer, NGOs und Unternehmen zusammenführen will, um die Wirtschaft der Zukunft zu gestalten. Ganz konkret bietet der Impact Hub seinen Mitgliedern Büroplätze in Grossraumbüros (neudeutsch „Coworking spaces“), Sitzungszimmer, Schulungen und zahlreiche Anlässe an.

Im Dachstock des ehrenwerten Auer-Baus am Sihlquai führen die SP-eigenen Moderator*innen Julia Wysling und Michael Kraft durch den Abend mit Gastreferent Niels Rot, der den Impact Hub vor 8 Jahren mitbegründet hat. Eins stellt Niels Rot gleich zu Beginn klar: wie das Arbeiten in 40-50 Jahren aussieht, weiss auch er nicht. Aber er und seine Mitbegründer haben eine Vision, die den Impact Hub seit den ersten Stunden prägt: Die Wirtschaft der Zukunft soll offener, transparenter und nachhaltiger werden. Im Gleichschritt mit der Wirtschaft soll sich auch die Arbeit verändern. In Zukunft soll jeder nach den eigenen Leidenschaften und Talenten arbeiten können und niemand soll des Geldes wegen gelangweilt Stunden absitzen müssen. Weniger Konkurrenzdenken, mehr Zusammenarbeit, mehr Austausch und vor allem mehr Sinn: „Start with why“ steht auf dem Manifest des Impact Hubs. Wenn man hier willkommen sein will, soll man sich zuerst überlegen, wie man die Welt weiterbringen kann. Diese Vision wird im Impact Hub tagtäglich gelebt: mehrere Dutzend Unternehmer*innen und Freelancer teilen sich die Grossraumbüros, tauschen sich aus und unterstützen sich gegenseitig an den unterschiedlichsten Projekten: von Medizinlieferungs-Drohnen im Regenwald über nachhaltige Logistik-Unternehmen bis zur ausgeflippten App.

Auf Niels Rots Präsentation folgt eine angeregte Diskussion. Das Interesse im Publikum ist gross und viele sind von der Vision fasziniert – ich auch. Einige Fragen bleiben dennoch im Raum stehen: Lässt sich die Vision auf die gesamte Wirtschaft übersetzen oder ist dieses neue Arbeitsmodell nur etwas für eine kleine Elite von kreativen Akademiker*innen? Kommt echter Wandel aus dem Impact Hub oder wird Altes bloss frisch tapeziert? Kann die „hubbisierte“ Wirtschaft die zunehmende Ungleichheit bremsen? Niels Rot ist sich bewusst, dass der Impact Hub nicht die Antwort auf alle Herausforderungen für die Arbeit der Zukunft ist. Viele Fragen sind noch offen, ein pragmatischer Beitrag sei es aber allemal.

Mein Lösungsansatz? SP und Impact Hub in gleichen Teilen in einen Becher geben, kräftig schütteln und wachsen lassen.